Corona Realitäten

So gespalten wie zu Zeiten von Corona war die gesamte Weltbevölkerung wohl noch nie. Fronten prallen tagtäglich aufeinander, Diskussionen sind unser tägliches Brot und Frustration, Ärger und Missverständnis für abweichenden Meinungen häufen sich Tag für Tag. Impfgegner stehen Impf-Befürworten gegenüber. Teile der Gesellschaft fürchten sich so sehr vor dem Virus, dass sie Menschenkontakte weiterhin meiden, während andere es kaum erwarten können, sich ohne Maske in dichte Menschenmassen zu drängen. Jeder Mensch handelt aus eigenen Überzeugungen und Einstellungen und lässt sich meist von niemandem etwas sagen. Aber wieso sollte man auch?

Wir konstruieren unsere Realität aufgrund von mehreren Faktoren. Situationen sind grundsätzlich neutral, unsere Gedanken verleihen ihnen das gewisse etwas. Ob eine Menschenmasse für dich gefährlich oder attraktiv erscheint, hängt von deiner Denkweise ab. Für den einen ist es ein Ort, an dem er sich zu schützen hat. Ein Ort, der aufgrund erhöhter Ansteckungsgefahr zu meiden ist. Für den anderen verkörpert die Masse an potenziellen Trägern nichts weiter als lang vermisster menschlicher Kontakt, ach dem er sich sehnt. Dies ist nur ein Beispiel, auf welches tausende Folgen könnten.

Egal mit welchem alltäglichen Phänomen versucht wird den Grundsatz zu erklären. Kurz gesagt hat jede Person ihre eigene, durch ihre subjektive Sichtweise und Gedanken, kreierte Realität, an der selten etwas verändert werden kann. Stell dir vor: um die Person von deiner Meinung zu überzeugen, müsste sie in deinem Körper leben und ganz plakativ gesagt, dein Leben leben und gelebt haben. Denn deine Denkweise wird unter anderem auch durch dein Umfeld, deine Erfahrungen und Erinnerungen geprägt und kreiert. So ist deine eigene Denkweise nicht einmal deine komplett eigen konstruierte, sondern sie wurde genauso von äusseren Eindrücken auf verschiedenen Newsplattformen, Medienberichten, durch Gespräche oder Erfahrungen mit Familienangehörigen, Arbeitskollegen oder Freunden zusammengebastelt. Keine Meinung ist weder schlecht noch gut, denn auch das ist eine Wertung, die anhand deiner eigenen, subjektiven Denkweise vorgenommen wird und im Kontext unserer Kultur und sozialen Prägung gewertet wird.

Wir alle kennen diese mühseligen Corona-Debatten, nach welchen jeder im Raum frustriert dasitzt und man kein Brocken schlauer ist als vorher. Sollte eine Meinung oder Denkweise für dich so absurd und widersprüchlich gegenüber deiner eigenen erscheinen, versuche diese mit Respekt zu begegnen und sage dir selbst: „Ich denke so und du denkst so und das ist okay.“ Sollte die Meinung aber so stark von deinen eigenen Moral- und Wertvorstellungen abweichen, ist es auch okay, sich von solchen Konfrontationssituation zu distanzieren oder sie gar ganz zu vermeiden.

Das ist einfacher gesagt als getan, aber es wird dir und vor allem deiner sozialen Beziehungen zu deinem Gegenüber einiges weiterhelfen. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass wir in einer Zeit leben, in welcher sich so einiges stetig ändert. Es ist schwierig, sich eine klare Meinung zu bilden, wenn man je nach Newsplattform andere Meinungen findet und Fachpersonen im öffentlichen Debatten zerstreiten.

Bedenke also, deine aktuelle Corona-Realität unter vielen anderen Aspekten davon abhängt wie bedroht du dich vom Virus selbst fühlst, wie stark du in einem nahen Umfeld von den Corona-Konsequenzen betroffen bist und welche Prägung, Persönlichkeit, Werte und Haltungen du mitbringst. So prallen verschiedene Menschen und unterschiedliche Corona-Realitäten aufeinander. Respekt, Toleranz und einen liebevollen Umgang stärkt unser Zusammenleben. Zeige Verständnis, stehe für dich ein und schütze dich, wenn dir eine Konfrontation mit einer anderen Corona-Realität nicht gut zu tun scheint.

Bleibe gesund, schütze auch deine psychische Gesundheit!