Liebe Madame Pan-Démie

mein Bruder will sich nicht impfen lassen

„Liebe Madame Pan-Démie

Gestern habe ich meinen Bruder getroffen und irgendwann kam die Impfdiskussion auf. Er möchte sich auf jeden fall nicht impfen lassen, gehört aber klar zur Risikogruppe. Nun habe ich grosse Sorgen um ihn und meine Gefühle schwanken stetig zwischen Ärger und Angst.“

(Aurel, 24)

Puhh, das klingt richtig anstrengend. Wir wollen unsere Nächsten schützen und dafür sorgen, dass es ihnen gut geht. Dass sie sich selbst schützen und zu sich selbst schauen, damit wir uns nicht noch mehr Sorgen um sie machen müssen. Ich verstehe sehr gut, dass dich das belastet und dass du dir Sorgen machst.

Hierbei sind aber mehrere Ebenen wichtig:

  1. dein Bruder ist erwachsen und kann und muss allein entschieden und ist für seine Gesundheit verantwortlich (ich klammere hier bewusst die gesellschaftliche Perspektive aus). Wenn er sich nicht impfen lassen möchte, obwohl er zur Risikogruppe gehört, dann entscheidet er sich dagegen und geht selbst das Risiko ein.
  2. Logisch könntest du ihn in seiner Entscheidungsfindung unterstützen, sofern er selbst noch unentschlossen sein sollte. Wenn er sich nicht sicher sein sollte, kannst du ich fragen, wo du ihn unterstützen könntest. Ob er Angst hat, oder um was es geht und du kannst so auf der emotionalen Ebene für ihn da sein.
  3. Sollte er aber überzeugt sein, dass es sich nicht impfen lassen möchte und du dir so Sorgen um seinen Gesundheitszustand machst, dann musst du dort beginnen, dich bestmöglich abzugrenzen.

Lege ihm gegenüber deine Sorgen und Ängste offen dar.

  1. Erkläre ihm, was dir Angst bereitet und teile ihm deine Befürchtungen mit.
  2. Dabei ist es wichtig, deine Aussagen in der ICH-Botschaft zu formulieren.
  3. Gleichzeitig aber auch den Respekt und die Nähe zu behalten: Hey ich respektiere deinen Entscheid, aber er löst Angst in mir aus und ich hoffe einfach, dass alles gut kommt.
  4. Dabei ist es auch enorm wichtig, dass du bei solchen Fragen immer fest bei dir bleibst. Das bedeutet, dass du schaust, dass es dir gut geht dabei.
  5. Wenn du merkst, dass dir etwas Angst macht: kümmere dich umd eine Ängste. Tue dir etwas gutes, lenke dich ab und hole dir Unterstützung.

Ein Stück weit geht es nämlich auch darum, was du beeinflussen kannst und was nicht. Du weisst, dein Bruder ist erwachsen, er muss sich um sich kümmern und so solltest du das auch für dich anwenden. Also achte auf deine Psycho-Hygiene. Hole dir Unterstützung, rede mit deinen Freunden darüber oder wende dich an eine Fachperson